RSV-Schutz für Neugeborene – Was Eltern wissen sollten

Shownotes

In dieser Episode spricht Anja Dietze mit Britta Brenner, leitende Oberärztin der Neonatologie am Klinikum Esslingen, über das hochansteckende Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) und die neu ausgesprochene Stiko-Empfehlung zur Immunisierung für Neugeborene.
Besonders bei Babys und Kleinkindern kann das Virus gefährliche Atemwegsinfektionen auslösen. Für Neugeborene und für Säuglingen unter 6 Monaten ist das Risiko für schwere bis lebensbedrohliche Erkrankungen noch höher. Britta Brenner spricht über die Ansteckungsgefahr, Symptome und über das Angebot einer Impfung, die fünf Monate vor schweren Verläufen schützt. Diese Episode liefert wertvolle Informationen zur Wichtigkeit der Immunisierung und über die Rolle aller Familienmitglieder, um Neugeborene zu schützen. Bleiben Sie gesund!

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34 Dr. Britta Brenner - RSV

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Jetzt kommt Deine Gesundheit, der Gesundheitspodcast aus dem Klinikum Esslingen. Hallo zusammen, ich begrüße euch alle ganz herzlich zu unserer neuen Podcast-Folge vom Klinikum Esslingen, dem Podcast Deine Gesundheit. Mein Name ist Anja Diezel, ich bin Unternehmenssprecherin hier am Klinikum Essling und ich freue mich ganz besonders über meinen heutigen Studiogast.

Das ist nämlich die Britta Brenner, unsere Oberärztin in der Kinderklinik, Klinik für Kinder und Jugendliche heißt es richtig, und sie ist dort Oberärztin in der Neonatologie. Hallo Britta. Hallo Anja, ich freue mich da zu sein.

Wie schön, wir haben uns heute ein Thema vorgenommen, das mit drei Buchstaben abgekürzt wird, nämlich RSV. Vielleicht kannst du uns mal ganz kurz aufklären, was das eigentlich ist. Ja, sehr gern.

Aus der Presse kennt man das ja vielleicht schon, das Thema. RSV ist ein sogenanntes respiratorisch-synthetisch-Virus, also eine Viruserkrankung mit sehr hoch ansteckenden Viren, die vor allem in den Winter- und Herbstmonaten uns immer beglückt in der Kinderheilkunde vorwiegend. Und das ist eben hoch ansteckend und deswegen auch eben viele Kinder, die krank werden.

Das ist nicht ein Virus, der nur bei uns vorkommt, sondern der ist weltweit ein Thema und auch in den Tropen zum Beispiel gibt es das. Bei uns eben wie gesagt vor allem zwischen Oktober und März, also das ist die sogenannte RSV-Saison. Und man kann sagen, dass jedes Kind bis zum zweiten Lebensjahr oder fast jedes Kind bis zum zweiten Lebensjahr dieses Virus einmal erlebt hat.

Und auch schon im ersten Lebensjahr 50 bis 70 Prozent der Kinder einmal daran erkrankt sind. Also wirklich sehr häufig die sehr Kleinen, die sich damit anstecken. Sehr spannend, also das ist ein Virus, das uns eigentlich alle betrifft, alle angeht.

Und das weltweit, hat ja schon was von Corona in der Verbreitung. Ja, tatsächlich, aber ist nicht so bekannt wie Corona, bisher zumindest. Aber wir kommen noch dazu, natürlich auch Folgen.

Und das ist der Grund, warum wir uns jetzt in diesem Podcast ein bisschen näher mit diesem Virus auseinandersetzen wollen. Vielleicht noch mal kurz zu dir, Britta. Du bist bei uns an der Klinik, eben die Leitung, also auch die leitende Ärztin der Neonatologie.

War das schon immer dein Wunsch, mit den ganz, ganz Kleinen zu arbeiten, sozusagen? Lustigerweise gar nicht. Als ich angefangen habe, Medizin zu studieren, war mir ganz klar, ich werde auf jeden Fall nie Kinderärztin, weil das ist ja Klischee. Alle Frauen werden Kinderarzt.

Und dann ist es ganz anders gekommen, wie wir heute wissen. Jetzt sitze ich hier als eben Kinderärztin und Neonatologin. Tatsächlich hat es mich in meinem Medizinstudium, hatte ich ein Praktikum bei einer Kinderarztpraxis gemacht.

Und danach wusste ich, ich werde auf jeden Fall Kinderarzt und nichts anderes. Weil mir die Arbeit mit den Kindern unheimlich Spaß gemacht hat damals. Und ich einfach gemerkt habe, so Erwachsene, wenn die nicht machen, was ein Arzt sagt, dann versteht man das nicht als Arzt.

Bei Kindern ist es ganz natürlich, dass die nicht machen, was man sagt. Deswegen war für mich danach klar, okay, das kann ich besser akzeptieren, wenn meine Patienten nicht machen, was ich sage, wenn es ein Kind ist. Und nach wie vor ist es einfach das genau, was mir ganz große Freude bereitet.

Und auch das mit den ganz, ganz Kleinen hat sich dann letztlich durch meinen ersten Chefarzt so ein bisschen, unter dem ich lernen durfte, ergeben, dass ich da die Liebe dafür entdeckt habe. Und heute sind es meine ganzen Herzenkinder, die ganz Kleinen, die Frühgeborenen, um die ich mich besonders gern kümmere. Ja, das finde ich immer so erstaunlich und auch beeindruckend, weil du hast es ja schon so in einem Nebensatz erwähnt, so richtig kommunizieren, was tut mir weh und warum.

Und so können die Kleinen ja gar nicht, sondern da muss man ja ganz andere Mittel anwenden, um das rauszufinden. Das finde ich immer total faszinierend. Ja, tatsächlich ist da ganz viel natürlich Erfahrung.

Aber am Anfang kann man sich nicht auf die Erfahrung verlassen. Da ist es so ein bisschen das Bauchgefühl. Ich glaube, ich bin da doch ein Bauchmensch und höre auf das, was mein Bauch mir ganz oft sagt.

Das hat sich ganz oft als wahr herausgestellt. Und natürlich lernt man unheimlich viel von den Krankenschwestern, die bei den Patienten sind, als junger Arzt. Ja, aber das stimmt, die sagen einem nicht, wenn was weh tut und vor allem nicht, wo es weh tut.

Ja, genau, das finde ich toll. Also es hat ja auch eine ganz eigene Faszination dadurch wahrscheinlich. Und natürlich ist man wahrscheinlich da auch noch mal ganz anders, auch mit den Familien, mit den Eltern noch mal in Verbindung.

Ja, die sind ja oft Monate und Wochen bei uns. Und da baut man eine sehr, sehr enge Bindung ganz oft auf mit den Eltern, die vertrauen uns das Leben ihres Kindes an. Und am Anfang sind die Kleinen doch sehr zerbrechlich.

Die Eltern haben viel Angst, überhaupt die Kinder anzufassen. Und dann müssen wir als Team die dran, ja, ranführen, ihr Kind überhaupt anzufassen und zu berühren, die Ängste abzubauen. Und wir verbringen ganz viel Zeit miteinander und viele Stunden eben die schönen, aber auch die schwierigen Stunden, die es eben auch immer gibt.

Und dadurch baut sich ein großes Vertrauen auf und oft eben dann eine ganz, ganz lange Bindung auch mit den Familien. Also ich bin total beeindruckt. Ich hatte schon ein paar Mal die Gelegenheit, in dem Bereich zu sein.

Und wenn ich da diese wirklich winzigen Kinder, die nicht mal ein Kilo wiegen, oft noch deutlich weniger, was ihr da leistet, da bin ich jedes Mal wirklich ... Da krieg ich immer Gänsehaut, also sehr beeindruckend. Danke schön. Ja, jetzt wollen wir uns aber noch mal mit dem Virus beschäftigen.

Und zwar mit diesem RSV, den du ja schon beschrieben hast. Wie fängt man sich so was denn ein? Wie krieg ich das denn? Es ist ganz einfach, sich anzustecken. Weil er ist, wie gesagt, sehr ansteckend.

Zum einen ist es die Tröpfcheninfektion, ganz klassisch. Irgendjemand hustet einen an, niest, spricht mit einem ganz einfach. Aber was an dem so tückisch ist, ist auch eben eine Schmierinfektion.

Heißt, der bleibt ganz lang auf Oberflächen und überlebt da ganz lang. Deswegen kann man sich eben auch, wenn man eine Türe anfasst und danach ins Gesicht fasst, damit eben anstecken. Und das ist gerade bei den Kindern, die ja doch noch nicht so Hände waschen und auf Hygiene achten können, dann doch sehr ansteckend dadurch.

Und wenn es dann das kleine Kind hat, dann geht es natürlich auch ganz schnell. Oder im Kindergarten dann oder so, genau. Woran merke ich das denn? Was habe ich denn dann, wenn ich dieses Virus mir eingefangen habe? Durch welchen Weg auch immer? Also, der Virus macht von bis alles.

Also vom ganz einfachen Schnupfen. Gerade wir Erwachsene, ältere Kinder haben einfach nur eine banale Erkältung. Schnupfen, Husten, vielleicht ein bisschen Fieber, fühlen uns ein bisschen krank.

Der macht aber eben auch ganz schwere Verläufe. Und das ist eben genau das, warum wir so Sorge vor dem haben. Und es kann bis zur Lungenentzündung gehen.

Deswegen gibt es eben ganz viele, die einfach nur, ja, das gar nicht merken vielleicht, dass sie kranker sind, dass sie den Virus gerade haben. Aber eben die Kleinen damit anstecken können. Dadurch natürlich trotzdem zum Überträger werden.

Das dann für vulnerable Gruppen dann zum Problem werden kann. Genau, gerade eben, wenn dann die Kinder noch sehr klein sind und dann Besuch kommt, weil das Baby frisch auf der Welt ist und alle Verwandten und Bekannten das Kind kennenlernen wollen und eben gerade einen Schnupfen haben und es nicht so ernst nehmen, dann kann ganz schnell sich das Baby eben damit anstecken. Wir sind ja jetzt im Oktober im Moment gerade, also sozusagen im Startmonat im Klassischen, dieses Virus.

Also da haben wir jetzt auch extra überlegt, das ist uns auch wichtig, dass wir vielleicht darüber auch so ein bisschen berichten können und vielleicht auch mit unserem Gespräch auch sensibilisieren können für dieses Thema. Was würdest du noch mal in der Beschreibung ... Du hast ja jetzt schon viele Jahre mit diesem Virus zu tun oder mit erkrankten Kindern zu tun. Du bist Kinderärztin, Neonatologin.

Wir wollen uns auch in diesem Podcast jetzt konzentrieren auf die Auswirkungen bei Kindern und auch bei ganz kleinen Kindern. Wie können denn da die schweren Verläufe aussehen? Gerade die Risikogruppen, also wie du schon sagtest, die kleinen Kinder, die Frühgeborenen, haben ein hohes Risiko, einen schweren Verlauf zu haben. Und die Kinder haben eben zum Beispiel, was ganz klassisch ist für den RS-Virus, ist eine Bronchiolitis, also eine Entzündung der kleinen Atemwege.

Aber eben auch bis zur Lungenentzündung. Und die Kinder sind dann wirklich schwer krank. Die haben Atemnot, die haben vielleicht sogar einen Sauerstoffmangel, die trinken und essen nicht mehr, die haben eine beschleunigte Atmung.

Und gerade bei den ganz, ganz Kleinen, bei den Neugeborenen, die ersten Lebensmonate, gibt es sogar so Atemaussetzer, also dass die aufhören zu atmen. Und das kann natürlich besonders gefährlich werden, gerade wenn die Kinder zu Hause sind. Mhm.

Sodass es tatsächlich dazu kommen kann, dass die Kinder eine, wir nennen das Atemunterstützung, brauchen, zum Teil auch beatmet werden müssen, auf der Intensivstation behandelt werden müssen. Und auch Bakterien können sich da immer oben draufsetzen und noch zusätzlich zu einer zusätzlichen Lungenentzündung führen. Gibt es da einen Tipp, den du hättest, dass du den Eltern sagst, Mensch, wenn es so und so ist bei deinem Kind, wenn die und die Symptome sich zeigen, dann wäre es gut, einen Arzt zu konsultieren.

Also im Endeffekt immer, wenn die Kinder nicht mehr trinken, dann auf jeden Fall zum Arzt gehen. Weil das ist bei ganz kleinen Kindern was, was ganz schnell geht, dass die austrocknen können. Dass man eben als Arzt den Arzt überprüfen lässt, brauchen die Kinder eventuell eine Infusion.

Reicht es noch aus, was sie trinken? Aber auch natürlich Sachen wie, dass Atemaussetzer von den Eltern beobachtet werden. Und je kleiner ein Kind ist, also gerade die ersten drei, vier Lebensmonate, wenn die Kinder Fieber haben, darf man immer großzügig zum Kinderarzt gehen und das abklären lassen. Also lieber dann mal abklären, bevor sich da irgendwie was Schlimmeres draus entwickelt.

Genau. Oft ist es ja nicht so, dass die Kinder deswegen in der Klinik bleiben müssen oder der Kinderarzt die in die Klinik schickt. Aber man kann eben das gut und frühzeitig vielleicht abfangen und das Kind gar nicht erst, dass es in die Klinik muss.

Und so wie ich das jetzt höre, hat das viel mit der Atmung zu tun. Also mit der Lunge, die da betroffen ist. Fieber, hast du jetzt noch nicht gesagt, gibt's das auch mit noch? Doch, gibt's natürlich.

Also auch die Kleinen haben natürlich Fieber. Aber das Führende ist tatsächlich die Lungensymptomatik. Und man muss wissen, ein kleines Baby, gerade die ersten Monate, wenn wir schnupfen haben, machen wir einfach den Mund auf und atmen durch den Mund.

Das kann ein Neugeborenes oder ein Säugling gar nicht. Die sind sogenannte Nasenatmer. Oh, das waren wir noch gar nicht klar.

Ja, hab ich dir heute auch noch was beigebracht. Das heißt, wenn die schnupfen haben, haben die große Probleme mit dem Atmen ganz schnell. Und eben vor allem auch beim Trinken.

Weil so trinken und atmen hat ja viel miteinander zu tun. Und wenn die Nase zu ist, dann kriegen die Kleinen ganz schnell, dass die aufhören zu trinken. Während dem Trinken verstehe ich das noch.

Aber ansonsten interessant. Ist mir gar nicht aufgefallen bei meinen Kindern. Okay, gut, was gelernt, sehr schön.

Okay, ähm, ihr seid ja in der Klinik dann sozusagen auch betroffen von solchen Fällen. Ich weiß, in den letzten Jahren war da doch einiges los. Und die Intensivstationen und überhaupt die Kinderklinik war doch ganz gut gefüllt mit kleinen Kindern, die betroffen waren.

Ja, also auch in der Presse hat man das ja die letzten Jahre zunehmend wahrgenommen, dass wir durch, also nach Corona muss man schon sagen, einen deutlichen Anstieg der RSV-Zahlen hatten die letzten Winter. Und auch früher die Kinder mit RSV sich angesteckt haben. Und eben, ja, die, wie soll man sagen, die Krankenhausversorgung, einfach, dass da zu einem Personalmangel immer mehr kommt.

Und deswegen in den Wintermonaten die Kinderkliniken nicht nur bei uns, sondern im ganzen Land, in ganz Deutschland, an eine Kapazitätsgrenze kommen, diese Kinder zu versorgen. Und wir wirklich dann Probleme haben, die Kinder bei uns in der Klinik aufnehmen zu können, dann mit anderen Kliniken in Kontakt sind, sie verlegen müssen zum Teil. Und das Gleiche ist mit den Intensivstationen noch schlimmer.

Die Engpässe sind da noch größer. Und deswegen ist das ein großes Thema, was uns jetzt eben wieder beginnt zu beschäftigen. Wo wir natürlich Sorge haben, wie uns dieser Winter das Thema RSV begleitet.

Jetzt gibt es ja was Tolles, es gibt ja Möglichkeiten. Es gibt ja eine Möglichkeit, sich zu schützen, nämlich sich zu immunisieren. Vielleicht kannst du das ein bisschen erzählen, was man da jetzt machen kann.

Also auch das ist nichts Neues für uns Kinderärzte, ist die RSV-Immunisierung, was uns schon jahrelang, ja fast Jahrzehnte begleitet. Aber jetzt ist es einfach was Tolles, Neues, weil es für alle möglich ist. In diesem Sommer, im Ende Juni, hat die Ständige Impfkommission eine neue Empfehlung ausgesprochen, dass ab diesem Herbst, eben ab jetzt Oktober, alle Neugeborenen mit einer Immunisierung, mit einem passiven Immunisierung geschützt werden sollen vor dem RS-Virus.

Und das ist eben eine einmalige Impfung. Man gibt da Antikörper, also praktisch genau die Schutzstoffe gegen diesen RS-Virus. Und das soll eben alle Neugeborenen in der ersten Saison davor schützen, so einen schweren Verlauf zu haben, eben nicht in die Klinik zu müssen mit dem Kind.

Die Immunisierung ist nicht, wie gesagt, neu, sondern die gibt es schon seit Jahren. Aber es gibt jetzt einen neuen Impfstoff, der einfach einen längeren Schutz macht. Bisher mussten wir alle vier Wochen die Kinder damit impfen.

Und der neue Impfstoff, der reicht eine einmalige Gabe aus, um für fünf Monate die Kinder vor schweren Verläufen zu schützen. Und das ist natürlich eine gute Sache, weil die Studien, die es dazu schon gibt, aus dem letzten Jahr, aus anderen Ländern, gezeigt haben, dass dadurch deutlich, deutlich weniger Kinder in die Klinik müssen. Und dass natürlich zum einen die Kinder dadurch geschützt werden, nicht krank werden, nicht so schwer krank werden, was schön ist, aber eben auch das Gesundheitssystem nicht an seine Kapazitätsgrenzen kommt.

Und ab wann kann man denn diesen Schutz bekommen? Kann man das schon ganz früh impfen oder in welchem Alter? Also es ist so, dass ab Oktober, also ab jetzt sozusagen, alle Neugeborenen, die auf die Welt kommen, noch bevor sie die Geburtsklinik verlassen, sollten sie mit diesem Impfstoff versorgt werden. Und alle Kinder, die seit April geboren worden sind, die eben außerhalb der Saison geboren wurden, können jetzt bei ihrem Kinderarzt diese Impfung auch erhalten. Also alle, die seit April 2024 geboren wurden, können sich auch diesen Winter vor diesem Virus schützen.

Und wir impfen eben jetzt auch in der Klinik ab sofort alle Neugeborenen mit diesem Impfstoff, wenn die Eltern das eben wünschen, natürlich. Das ist natürlich nichts Zwingendes, sondern eine freiwillige Impfung. Aber durchaus von euch empfohlen, nehme ich an.

Auf jeden Fall, auf jeden Fall. Weil man mit diesem einen Pieks den Kindern eben viel Leid und viele weitere Piekse im Zweifelsfall ersparen kann. Ja, genau.

Und du hast es auch ganz kurz erwähnt, in anderen Ländern wurde das schon gemacht. Und die Erfahrungen waren gut, also auch von der Verträglichkeit. Da gibt es ja auch immer wieder Sorge, gerade bei Neugeborenen, was man da alles macht oder machen kann, machen sollte.

Ob man sie nicht überfordert jetzt vom Körpersystem her. Ja, also es ist ja immer, je kleiner die Kinder sind, desto mehr Skrupel hat man, so ein Kind zu pieksen oder zu stechen mit einer Nadel. Und es gibt große Studien aus dem letzten Jahr aus Spanien, aus Luxemburg, aus Frankreich, die große Kohorten geimpft haben, zum Teil ihre gesamten Geburtenzahlen, so wie jetzt eben in Deutschland.

Und deswegen ist der Impfstoff sehr gut untersucht. Und man weiß, er ist sehr sicher. Das, was man üblicherweise kennt bei einer Impfung, dass es an dem Impfstelle eben rot wird oder ein bisschen wehtut, dass es eben ein bisschen anschwillt, das gibt es schon häufiger.

Aber es gibt eben selten irgendwelche schwerwiegenden Nebenwirkungen. Die sind praktisch nie aufgetreten. Man kann allergisch auf den Impfstoff reagieren.

Aber da das eben dann Kinder sind, die sehr klein ja noch sind, haben die bisher ja noch nie Kontakt mit einem Fremdeiweiß gehabt. Und dadurch ist die Gefahr sehr, sehr gering. Und die Kinder dürfen eben auch direkt nach der Impfung nach Hause.

Nach Hause, wunderbar. Also ihr klärt dann auf in der Klinik, nehme ich an, bei der U-Untersuchung. Und dann ist da die Möglichkeit für die Eltern ganz niederschwellig, dem Kind diesen Schutz zukommen zu lassen sozusagen.

Genau, also wir informieren schon in unserem Kreißsaalabend die Eltern darüber, dass es diese Impfung gibt, dass die sich schon frühzeitig auch informieren können eben, bevor das Kind auf die Welt kommt. Dann wird am Tag nach der Geburt von unseren Frauenärzten aus mit den Eltern darüber noch mal gesprochen. Wir haben Info-Flyer und Plakate vorbereitet für die Eltern, dass sie sich eben informieren können, wo sie dann auch auf das Robert-Koch-Institut, auf der Homepage sich über alle möglichen Fragen beantworten können zu dem Thema.

Und bei der U2 wird dann eben mit den Eltern noch mal besprochen, ob sie die Impfung möchten. Und dann wird das Kind eben im Rahmen der U2 dann auch die Impfung erhalten, wenn die Eltern das sich wünschen. Okay.

Gibt es irgendwas, was gegen so eine Impfung sprechen könnte, aus deiner Sicht? Im Endeffekt spricht gar nichts dagegen. Also es gibt nur die Ausnahme, dass eben Kinder, deren Mütter in der Schwangerschaft sich schon gegen den Virus haben impfen lassen, das gibt es auch die Möglichkeit mittlerweile. Deren Kinder müssen nicht geimpft werden, außer sie haben Risikofaktoren, heißt, sie sind frühgeborene, haben eine Herzerkrankung oder irgendwas.

Ansonsten gibt es keine Ausnahmen, außer die Eltern wünschen es natürlich nicht. Aber aus medizinischer Sicht gibt es keine Kontraindikationen dagegen. Also ich kann mich jetzt auch, wenn ich schwanger bin, impfen? Genau, also die Impfung, ja.

Also es ist so, dass der Impfstoff ist auf dem Markt. Der ist noch nicht von der Impfkommission aus Deutschland empfohlen für alle Schwangeren. Weil es eine gewisse Rate an mehr Frühgeborenen gab in den Studien, die vorliegen.

Da gibt es aber weitere Studien, die jetzt folgen, die nächsten Monate und Jahre. Und was nächsten Winter ist, wissen wir wieder nicht. Dann werden wir schauen, was sich ergibt.

Aber es gibt Schwangere, die sich schon mit dem Impfstoff impfen lassen. Und anders wie jetzt bei den Babys, wo es eben eine sogenannte passive Impfung ist oder Immunisierung, ist es bei den Frauen dann eine aktive Impfung, deren Körper bildet selber dann Antikörper gegen RS-Viren. Und dadurch werden dann diese Antikörper auf das Baby noch im Mutterleib übertragen.

Und die Kinder haben eben den klassischen Nestschutz. Dadurch den Schutz gleich mit. Genau, so kann man praktisch dann auch sein Baby direkt nach der Geburt davor schützen.

Und hat selber den Schutz auch natürlich als Mama. Das habe ich mich jetzt gerade noch gefragt, weil so ein kleines Baby kommt ja in eine Familie. Da sind dann ja, wie du vorher gesagt hast, Omas, Opas vielleicht, der Partner, der Mann, der Papa, Geschwister unter Umständen, die ja alle potenzielle Virenträger sein können.

Würdest du empfehlen, dass man dann alle impft letztendlich, um das kleine Baby, das ja besonders anfällig ist und schwach ist letztendlich noch, zu schützen? Die Empfehlung gibt es leider nicht, auch wenn wir uns das natürlich wünschen würden als Kinderärzte. Aber letztlich ist eben, wenn man das Baby impft, dann hat es ja den Schutz. Dann ist das geschützt zumindest auf jeden Fall die nächsten, diesen Winter, diese Wintermonate, diese Saison.

Und wenn die Mama sich natürlich in der Schwangerschaft hat impfen lassen, hat die einen Schutz. Aber für die anderen Kinder gibt es bisher zumindest keine Impfempfehlung. Was da auch die nächsten Jahre uns das bringen wird, weil die Impfstoffe jetzt eben frisch auf den Markt kommen, werden wir sehen.

Für uns Kinderärzte wäre es natürlich schön, wenn auch die größeren Kinder hätten einen Impfschutz und würden da einen Schutz auch für die Kleinen bieten. Aber diese passive Immunisierung mit dem neuen Impfstoff, den wir das Jahr jetzt eben verimpfen, ist für die Kleinen, die vor allem anfällig sind, für die schweren Verläufe, doch einfach eine gute Sicherheit. Und von daher kann ich nur allen Eltern empfehlen, sich dazu zu entscheiden, ihre Kinder impfen zu lassen, ihre Neugeborenen.

Und du kannst ja sicher von vielen Fällen der letzten Jahre auch berichten, die du begleitet hast, auch als Ärztin, wo du dir gewünscht hättest, das Kind wäre geimpft gewesen oder hätte diese Möglichkeit gehabt, um wirklich schwere Verläufe, die wahrscheinlich in den Familien auch zu großen Ängsten, Sorgen und ja, Sorgen einfach auch ausgelöst haben, wenn man das hätte verhindern können. Auf jeden Fall. Es ist eben immer schwierig, jedes Kind, was ins Krankenhaus muss, in die Klinik, ist für die Eltern eine Belastung, es sorgen für die Eltern Ängste.

Da muss gar nicht der Verlauf so sein, dass es auf der Intensivstation endet. Und natürlich hätte man sich schon gewünscht, das gäbe es früher. Und man muss schon auch sagen, dass viele der Fälle, die einen schweren Verlauf haben, gar nicht dafür krank waren.

80 Prozent der Kinder, die bei uns dann in der Klinik landen, sind davor gesunde Neugeborene gewesen. Heißt, das ist schon etwas, das kann man jetzt nicht verhindern oder sagen, nur die, die irgendwelche Risikofaktoren haben, landen in der Klinik. Und aus dem eigenen Familienkreis weiß ich, dass man sich die Impfung schon früher gewünscht hätte.

Vielleicht noch mal, du hast es schon kurz erwähnt, aber so zum Abschluss noch mal. Du hast gesagt, wenn man hier ein Kind zur Welt bekommt, dann kommen schon die Frauenärztinnen, Frauenärzte, dann kommt ihr als Kinderärztin dazu und alle informieren. Kann man noch selber irgendwie was tun? Also beim Kinderarzt, wenn das Kind schon älter ist, eben hingehen, hast du gesagt.

Und hier ab sofort gibt es die Informationen automatisch von den Ärztinnen und Ärzten. Ja, genau. Also bei uns gibt es jetzt ab sofort alle Infos dazu automatisch.

Natürlich, wenn man sich woab informieren will, gibt es ja auch jetzt viel Info-Zettel, Info-Flyer, Infomaterialien, auch online kann man sich auf dem Robert-Koch-Institut sehr, sehr gut über die neue Impfung oder alles zum Thema RSV informieren. Und eben auch alle anderen Sachen bekommen die Eltern bei der Geburt oder nach der Geburt von uns als Aufklärung. Wunderbar, vielen, vielen Dank, liebe Britta.

Ich glaube, das war total spannend und auch wichtig für viele. Also gerne informieren. Und wir wünschen eine gesunde, ohne RS-Virus ansteckende Winterzeit und kommen Sie gut durch den Herbst und Winter.

Alles Liebe. Tschüss, vielen Dank. Das war Deine Gesundheit, der Podcast aus dem Klinikum Esslingen.

Neue Folgen gibt es überall, wo es Podcasts gibt.

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